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Stadt im Dunst

Palermo

Manchmal fällt Regen, wenn man Sonne erwartet. Dunst schleicht über das sizilianische Küstenland, behängt die Hügel mit einzelnen, tiefhängenden Wolken, macht das Grün der Palmen dunkel und satt. Die Erwartungen an den mediterranen Frühsommer sind sofort gebrochen. Da sind kein Bilderbuch-Sonnenuntergang und kein glitzerndes Meereswasser als wir in Palermo ankommen. Trotzdem ist da genauso wenig dieses enttäuschende Gefühl, das die Glieder schwer macht. Ich sehe dabei zu, wie die alten Steine dieser Stadt den Regen aufsaugen. Es fühlt sich wohlig an. Der Bruch hat etwas Beruhigendes an sich. Behutsam wird diese Aufgeregtheit abgedämpft, die hitzige Sommer und Ankünfte in einer neuen Umgebung mit sich bringen. Diesigkeit macht den Abend sanft. Nasse Pflastersteine reflektieren die tausend Lichter einer Stadt, die dennoch nicht müde wird, zu leben. Ihre Mauern haben unzählige Geschichten gehört, geben noch immer tanzenden, singenden Menschen Halt. Sie bewahren Gedanken an den Tod ebenso wie an prächtige vergangene Zeiten. Diese Stadt ist nicht das klassische Urlaubsparadies, sie hat brüchige Ecken und morbide Kellerluft. Ihr altes Herz schlägt offen zwischen den Ruinen.















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